Ab Spielmannsau führt der noch sehr gemütliche Anstieg über die ursprüngliche Alpe Oberau in Richtung Talschluss. Oberhalb davon ragt der imposante Gipfel der Trettach in den Himmel, als wolle er die ankommenden Besucher der Allgäuer Alpen willkommen heißen. Weiter südlich wird der Hüttenanstieg naturnaher. Etwas unterhalb eines Fahrweges der an der Materialseilbahn der Kemptner Hütte endet, geht es angenehm bergauf. An der Seilbahn Talstation angekommen, führt der Weg durch Bergmischwälder gemächlich weiter nach oben und tiefer sowie zunehmend wilder dem Talende entgegen. Im Frühjahr sind hier nicht selten die ersten Lawinenfelder – Überreste des vergangenen Winters – zu queren.
Im Bereich der Einmündung des Sperrbaches in die Trettach angekommen, führt der Weg nach links etwas steiler und felsiger bis zur ersten Sperrbachbrücke unterhalb des Knies. Im Anschluss gilt es über einige, dicht bewachsene und recht mühsame Kehren, später entlang einer Querung bis zum sogenannten Knie aufzusteigen. Die sehr kleine Kapelle die hier oben aufgrund der Wallfahrt zwischen Holzgau und Oberstdorf errichtet wurde, steht ursprünglich seit dem 17. Jahrhundert. Sie wurde allerdings mehrmals von Lawinen mit ins Tal gerissen und musste einige Male neu errichtet werden. Die kleine Kapelle diente bereits den Wallfahrern aus vergangenen Zeiten als Wegepunkt, war später Schutz für die Hirten und ist heute ein beliebter Rastplatz für Bergsteiger auf etwa der Hälfte des Anstiegs zur Kemptner Hütte.
Von der Kapelle am Knie, führt der Weg ein Stück bergab in Richtung Sperrbachtobel. Der Blick über die wilde Schlucht in Richtung Muttler, einem felsigen Gipfel oberhalb des Tobels ist schon jetzt beeindruckend. An der zweiten Sperrbachbrücke angekommen, sollten geologisch Interessierte die Felswände auf der gegenüberliegenden Seite etwas genauer betrachten. Nur selten bekommt man die in den sogenannten Fleckenmergel eingelagerten braunschwarzen, schiefrigen und teilweise blauvioletten Gesteinsschichten so gut zu sehen wie durch dieses, kleine geologische Fenster. Die meisten Alpen der Allgäuer Berge stehen auf eben diesem Fleckenmergel, der sehr fruchtbar-lehmige Böden und damit blumenreiche und saftige Alpweiden hervorbringt.
Nach Überquerung des Baches geht es auf der gegenüberliegenden Seite wieder bergauf. Nachdem auf kurzer Strecke einige, anstrengende Höhenmeter überwunden sind, führt der Weg hoch über dem Sperrbach in die Schlucht. Der Anstieg über das Sperrbachtobel ist steil, steinig und aufgrund herabfließender Bäche an der Wandseite, teilweise auch etwas feuchter. Schwierige oder etwas ausgesetztere Stellen sind durch Stahlseile versichert. Auch in der Vergangenheit war das Tobel im Frühjahr durch erhebliche Altschneemengen und Lawinen versperrt, was vermutlich zu dessen ursprünglicher Namensgebung geführt hat. Auch heute noch muss im Sperrbachtobel während des Bergfrühlings lange Zeit mit Altschneeresten gerechnet werden. Am Ende der Schlucht öffnet sich der imposante Talkessel. Hier kommt die Schutzhütte auf der gegenüberliegenden Seite in Sichtweite. Nicht selten wird man auf dem nun wieder angenehmer verlaufenden Anstieg durch Murmeltiere begrüßt. Zur Hütte hin will noch einmal ein kurzer Anstieg bewältigt werden, bevor man sich die Einkehr auf der Hütte redlich verdient hat.
"Eine gute Langläuferin wird im Sommer gemacht!" Unter diesem Motto ist auch Verena Veit vom Skiclub Oberstdorf regelmäßig im Sommer in den Bergen unterwegs. Die Tour zur Kemptner Hütte gehört zu einer ihrer liebsten Trainingsstrecken und dieses Mal hat sie für Euch mitgefilmt.