Im Oberstdorfer Heimatmuseum finden wir im Raum 25 in einer Großvitrine zwei lebensgroße Puppenpaare, die sich in ihrer Bekleidung, die jeder sofort als „bayrische Tracht“ erkennt, deutlich unterscheiden.
Das Heimatmuseum befindet sich in einem alten Oberstdorfer Haus aus dem 17. Jahrhundert. Durch glückliche Umstände blieb es trotz eines großen Brandes 1865 und der Modernisierungswut der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts in seinem Kern ursprünglich erhalten. 1932 wurde in den historischen Räumen das Museum eingerichtet und bis heute laufend vergrößert.
Unter anderem wird veranschaulicht, wie die bettelarmen Bewohner unseres Bergdorfes überlebten, die Alpen bewirtschafteten, die ersten Gäste auf die Gipfel führten oder das Skifahren erlernten. Außerdem findest Du hier den größten Lederskischuh der Welt.
Dienstag bis Samstag von 11 Uhr bis 17 Uhr
(eingeschränkt: April / Mai und November / Dezember)
Bei schlechtem Wetter bestehen sonntags Sonderöffnungszeiten!
Jeden Dienstag (außer den Schließzeiten) jeweils um 16 Uhr
Mindestteilnehmerzahl: 6 Personen
Weitere Führungen sind nach Voranmeldung jederzeit möglich.
Telefonische Anfragen unter Museum Tel. 08322 / 5470
Man kauft sich am besten gleich am Eingang den Museumsführer, um die Reichhaltigkeit und die Liebe zum schönen Detail richtig zu begreifen.
Der Kern des Hauses stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist mehrfach umgebaut und erweitert worden. Ein Haus mit niedrigen Stuben, getäfelten Wänden und Decken, abgetretenen Dielen und einem leichten Geruch nach morschem Gebälk und faszinierender Historie.
Da sind die großen eisernen Pfannen auf den Deckenbalken der Küche. Gefüllt müssen sie ein respektables Gewicht gehabt haben, und welch beachtliche Größe hatten wohl die Spätzle, die nicht durch die Löcher der großen Schöpflöffel gerutscht sind?
Der gemauerte Ofen in der Stube verbreitet Wärme und Behaglichkeit, auch ohne geheizt zu sein. Aber die Gütsche (Liege) davor kommt uns doch recht schmal, kurz und unbequem vor. "Gaden" nennt man die Schlafkammer, in der Bauer und Bäuerin schliefen. Neben dem Kopfende des großen gemeinsamen Himmelbettes schließt ein verriegeltes Holztürl das Guckloch zum Stall. Die Sorge um das liebe Vieh begleitete den Bauern auch über Nacht, und mit einer frischen Brise Stallduft in der Nase schlief es sich ohnehin besser.
Handwerk, Land- und Alpwirtschaft - mannigfaltige Geräte und Werkzeuge. Bilder und Erläuterungen geben einen lebendigen Eindruck von alten Zeiten. In der Sennküche wird der Vorgang der Käseherstellung anschaulich erklärt. So lange ist es noch gar nicht her, dass hier der letzte Laib Emmentaler entstanden ist.
Besonders gern und lange halten wir uns beim Alpinismus auf. Vor den Gipfelbüchern in den Vitrinen, der Fotografie der alten Oberstdorfer Bergführergilde, dem Bild vom "Wilden Männle, einem dünnen, spitzigen Felszacken, den es heute nicht mehr gibt, weil ihn ein Gewittersturm zusammenstürzen ließ. Der abgegriffene Hutveteran des Bergführers Franz Braxmaier ist einfach faszinierend.
Eine Holztreppe führt in das obere Stockwerk. Wer achtlos seine Hand auf das Holzgeländer legt, hat unversehens ein schweres Passionskreuz berührt, das bereits im Jahre 1673 zur Karfreitags-Prozession mitgeführt wurde.
Im Obergeschoß breitet ein gewaltiger Steinadler seine Schwingen aus. Bis zu 2,30 m Spannweite kann ein ausgewachsener Adler erreichen. Überhaupt ist der Jagd, die in den wildreichen Alpenländern seit eh und je eine bedeutende Rolle spielt, ein beachtlicher Raum zugedacht. Man kann vom Adlerkönig lesen, zählt die Enden der mächtigen Hirschgeweihe, staunt über die furchterregende Größe des Uhus und betrachtet, nicht ohne stille Bewunderung, den "A'schraufer" (Abschrauber), das zerlegbare Gewehr der Wilderer.
Über dreißig Räume wurden im Laufe von fast fünf Jahrzehnten ausgebaut. Unter Beteiligung vieler Oberstdorfer Bürger ist mit großer Sachkenntnis und persönlichem Einsatz das Heimatmuseum zusammengetragen worden, dem sicher auch die Mentalität der Allgäuer zugute kommt, "dass man nie etwas wegwerfen, sondern nur wegloinen sollte".
Bei der Einweihung des letzten Bauabschnitts wünschte der damalige Landrat Rabini den Oberstdorfern weiterhin "jene Idealisten, die die Schätze der Vergangenheit für die Zukunft erhalten".
Was mag den Hofschuhmachermeister Josef Schratt bewogen haben, einen so großen Schuh zu schustern? Achtzehn Rinderhäute und vierzig Meter Bergseil sind darin verarbeitet. Wenn man's erzählt, klingt's wie ein Lügenmärchen. Aber er steht wirklich da, der größte Lederskischuh der Welt mit seiner Schuhgröße 480! Mehr als drei Meter lang und eineinhalb Meter hoch.