Die mutig und kühn angelegten Eisenwege in den Allgäuer Alpen gehören zu den beliebtesten und landschaftlich reizvollsten Klettersteigen in den Alpen.
Absturzgefahr! Stahlseilversicherungen vermitteln das Gefühl von Sicherheit. Zwischen zwei Fixpunkten vergehen vielerorts aber etliche Meter. Bei einem Sturz bremsen, die in den Fels gebohrten Eisenverankerungen den Körper zudem extrem schnell ab. Deshalb kann es auch bei richtiger Anwendung des Klettersteigsets und in gesicherter Position am Stahlseil, bei mangelnder Erfahrung und Kondition oder bei Unachtsamkeit zu schweren Verletzungen kommen!
Wettergefahr! Die meisten Klettersteige sind gleich auf zweifache Weise exponiert. Mit ausgesetzten Stellen in einem Klettersteig rechnen die meisten. Viel weniger Klettersteiggeher sind sich bewusst, dass der Klettersteig auch Richtung Himmel eine gefährdete, exponierte Lage besitzt. Der wetterausgesetzte Platz direkt auf einem Grat oder in einer Felswand, in Verbindung mit einer eisernen Wegführung, gespickt mit etlichen Stahlseilen, Metallklammern oder Eisenleitern ist in einem Gewitter lebensgefährlich. Dabei muss der Blitz nicht einmal in Deiner unmittelbaren Umgebung einschlagen. Die Stahlseile wirken bei einem Blitzeinschlag wie Blitzableiter und leiten den Stromfluss noch etliche Meter entlang der Stahlseile! Bitte achte gerade in den Gewittermonaten auf die kurzfristigen Wetterprognosen und reagiere frühzeitig auf eine aufkommende Wetterverschlechterung! Im Frühjahr muss nordseitig noch lange mit – teilweise erheblichen - Altschneeresten gerechnet werden. Auch bei Wetterstürzen im Sommer sind vorrübergehend winterliche Verhältnisse auf den Klettersteigen möglich. Dann sind Stahlseile und Tritte unter Umständen vereist oder mit Schnee bedeckt und können deshalb nicht mehr benutzt werden!
Steinschlag! Nirgendwo ist das Steinschlagrisiko so groß wie auf einem Klettersteig! Da sich in einem derart alpinen Gelände ansonsten weit weniger Menschen herum treiben, ist die Gefahr von Steinschlag um ein vielfaches höher wie beispielweise bei alpinen Klettertouren in vergleichbarem Gelände. Die Benutzung eines Helmes ist aus diesem Grund aufs wärmste zu empfehlen!
Noch vor einigen Jahrzehnten wurden vereinzelt Felspassagen oder ausgesetzte Wegstellen mit Stahlseilen abgesichert. Mit der Zeit entwickelten sich daraus die heutigen Klettersteige die immer schwierigere Routen für Bergsteiger zugänglich machen. In den letzten Jahren hat sich daraus eine eigene, alpine Disziplin entwickelt, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut! Die italienische Bezeichnung Via Ferrata, was übersetzt Eisenweg bedeutet, umschreibt die waghalsig angelegten mit Stahlseilen versicherten und über Eisenleitern, Eisenstiften oder Seilbrücken führenden Kletterwege im natürlichen Fels, sehr gut. Im Gemeindegebiet Oberstdorf befinden sich insgesamt 3 Klettersteige. Zwei davon sind mithilfe der Bergbahn als Tagestour möglich. Der Mindelheimer Klettersteig wird üblicherweise in Verbindung mit einer Hüttenübernachtung überschritten.
Der Hindelanger und Mindelheimer Klettersteig sind mit jeweils ca. 4 Stunden Gehzeit vor allem konditionell anspruchsvoll! Dabei führen diese über weite Strecken direkt über den Grat und sind so gleich auf zwei Seiten ausgesetzt. Dafür bieten sie unmittelbar auf dem Gebirgskamm ein großartiges Bergpanorama! Einfachere Abschnitte und kurze übersichtliche Felspassagen sind ungesichert und erfordern deshalb entsprechende Bergerfahrung und sicheres Kletten im leichten Fels.
Praktische Grundkenntnisse in der Klettersteig- und Sicherungstechnik sind elementar! Anfänger oder Ungeübte sollten sie sich von Profis beibringen lassen!
Die beste oder teuerste Bergsteiger- oder Klettersteigausrüstung hat keinen Wert, wenn man selbst nicht über die notwendige alpine Grunderfahrung oder über die entsprechende Kenntnis der Klettersteig- und Sicherungstechniken verfügt. Ungeübte oder Anfänger sollten sich deshalb die Grundkenntnisse und Sicherheitsregeln von einem ausgebildeten Bergführer näher bringen lassen, bevor Du Dich alleine auf Deine ersten, einfachen Klettersteige wagst!
Die besten Klettersteigverhältnisse bestehen zwischen Mitte Juni und Ende September. Dann sollte vom Altschnee des vergangenen Winters nichts mehr übrig sein. Die stabilsten Wetterverhältnisse findet man von Mitte August bis Ende September / Mitte Oktober. Gewittergefahr spielt während dieses Zeitraumes eine untergeordnete Rolle. Achte immer auf eine gute Tourenplanung, das Wetter und eine wirklichkeitsnahe Einschätzung Deines persönlichen Könnens! Abhängig von Frequenz können sich die Gehzeiten unter Umständen erheblich verlängern. Dann gilt Wetter, Zeit und Notabstiege im Auge behalten!
Aufgrund der Länge, des Schwierigkeitsgrades und vieler kurzer, nicht gesicherter Felspassagen im hochalpinen Gelände, werden die Klettersteige in Oberstdorf erst ab einem Alter von 12 Jahren empfohlen! Achtung! Klettersteigsets sind nicht für Kinder oder Jugendliche unter einem bestimmten Mindestgewicht geeignet! Grundsätzlich sollten Kinder und Jugendliche auf schwierigen Klettersteigabschnitten, aber auch entlang gefährlicher Passagen im alpinen Gelände sicherheitshalber zusätzlich mit einem Seil gesichert werden, was natürlich die entsprechende Erfahrung der erwachsenen Begleiter voraus setzt! Grundsätzlich sollte hinter dem Kind gestiegen werden. Bei fehlender Erfahrung, Ausrüstung oder genereller Unsicherheit sollte auf die Besteigung des Klettersteiges ohne Führer verzichtet werden!
Alpine Grundausrüstung und entsprechende Erfahrung sowie absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf einem Klettersteig grundsätzlich voraus gesetzt. Darüber hinaus sind ein Klettergurt (Sitz- oder Kombigurt), ein Klettersteigset (1 Seilbremse, zwei Schlingen mit Klettersteigkarabiner nach UIAA-Norm) und ein Bergsteigerhelm erforderlich. Klettsteighandschuhe schützen vor Verletzungen am Stahlseil und sind deshalb empfehlenswert.